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The Wingmen – Episode 2

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Photo credit:Bob DeChiara-USA TODAY Sports
Gamethread Chris
2 years ago

Taylor Hall, der Lichtblick in der Decade of Darkness (?)

In der Decade of Darkness, den 10 Jahren, in denen die Oilers die NHL Playoffs jedes Jahr verpassten, gab es einen Lichtblick:
Die erste Reihe um die Top-Picks Jordan Eberle, Ryan Nugent-Hopkins und Taylor Hall.
Ryan Nugent-Hopkins bleibt wohl für immer ein Oiler  – aber was ist aus dem Rest dieser schillernden Reihe geworden?
Das möchte ich gerne für Euch beleuchten.
 
Im ersten Teil ging es schon um die Karriere von Jordan Eberle, der ab der kommenden Saison für die Seattle Kraken auflaufen wird.
In dieser Episode gehts dann folgerichtig um den Wingman links von Nuge, um Taylor Hall.
 

Who’s Taylor Hall?

Taylor Strba Hall wurde am 14. November 1991 in (ausgerechnet) Calgary, Alberta ihn Kanada geboren.
Hall begann 2004/05 in der HCBAAA Hockey zu spielen, bei den CNHA Canucks in der U15.
Die beiden folgenden Saisons absolvierte er dann in der ETAHL bei den Greater Kingston Gaels in der U15 (2005/06) bzw. In der U16 (2006/07).
Dabei ließ spätestens die 2006/07er Saison sein Talent nicht mehr nur erahnen: In 32 Spielen scorte Hall 92 (!) mal – 42 Tore und 47 Assists.
Das in PPG auszudrücken ist mir dabei eigentlich nicht krass genug – wir sprechen hier von 1,31 Toren – sowie 1,47 Assists pro Spiel! Das macht dann eben rechnerisch 2,88 Punkte pro Spiel.
Darauf folgend wurde Hall dann von den Windsor Spitfires in der Ontario Hockey League eingesetzt. Auch hier mit durchschlagendem Erfolg: In 63 Hauptrundenspielen holte er sehr starke 84 Punkte (45/39/84; 1,33 PPG) als OHL Rookie. In den folgenden 5 Playoff Spielen kam Hall dann noch auf den Point per Game (2/3/5).
Mit diesen Zahlen wurde Hall 2008 zum Canadian Hockey League Rookie of the Year gewählt.
 

Taylor Hall international

Grund genug für Hockey Canada, ihn zur U18 Weltmeisterschaft 2008 zu nominieren.
Hier holte er zusammen mit Jordan Eberle übrigens, seine erste WM-Goldmedaille. Kurz zuvor hatte er seine erste Goldmedaille überhaupt gewonnen, als er, ebenfalls 2008, mit der kanadischen U17 die World Hockey Challenge gewann.
2010 gewann Hall dann (wieder zusammen mit Eberle) die Silbermedaille bei der U20 WM. Es folgten insgesamt 3 Teilnahmen an der A-WM mit Hockey Canada, bei der er noch 2 weitere Male (2015 und 2016) Weltmeister wurde. Die Einzige WM-Teilnahme seiner Karriere, bei der Hall kein Edelmetall holte, war 2013.
 

Back-to-Back Junioren Meisterschaften

Nach der überaus erfolgreichen Rookie-Saison in der OHL legte Taylor Hall dann nochmals richtig nach:
2008/09 kam er zunächst auf 90 Punkte in 63 Spielen (Regular Season; 38/52/90; 1,43 PPG) um dann in den Playoffs mit unglaublichen 36 Punkten in 20 Spielen (16/20/36; 1,8 PPG) nochmal eine signifikante Steigerung aufs Eis zu bringen.
Das einfache Resultat daraus: Die Spitfires gewannen zunächst den J.-Ross-Robertson-Cup und waren damit der neue Champion der OHL und berechtigt um den Memorial-Cup, den Meistertitel der CHL, also den Meister aller 3 großen Juniorenligen, zu spielen.
Den holte Windsor dann ebenfalls: gegen die Kelowna Rockets, die 2015 erneut das Finale verlieren würden; dieses Mal mit einem gewissen Leon Draisaitl im Kader, gewannen sie das Finalturnier der CHL.
2009/10 wiederholte sich die Geschichte dann insofern, als dass am Ende der CHL Champion wieder Windsor Spitfires hieß, dieses Mal hatten die Hitmen aus Calgary – das Junior Team aus Halls’ Heimatstadt – das Nachsehen.
Hall schaffte es dabei abermals, seine Stats noch zu verbessern: in 57 Regular-Season-Games kam er auf 40 Tore sowie 66 Assists, was 106 Punkte und einen Schnitt von 1,86 PPG bedeutet.
In den Playoffs steuerte er 35 Punkte in 19 Spielen (17/18/35; 1,84 PPG) bei.
 
Eine Junioren-Karriere, die wohl ihres Gleichen sucht.
 

First-Overall in den Heimatstaat

Man braucht auch kein NHL-Scout zu sein, um darauf zu kommen, dass ein solches (selbst für kanadische Verhältnisse) Ausnahmetalent extrem hohe Chancen auf den First-Over-All-Pick im Draft hat. Nur Tyler Seguin wurde noch vor Hall gemockt.
Aber, es kam zur kleinen Sensation:
Mitten in der Decade of Darkness nutzten die Edmonton Oilers ihren First-Over-All-Pick, um Taylor Hall im NHL Entry Draft 2010 als ersten Spieler des Jahrgangs in die NHL zu draften.
Das junge Ausnahmetalent aus der Stadt des Erzrivalen wurde ein also ein Oiler.
Hall unterzeichnete seinen ELC (übrigens einen maximal Vertrag für 3x 3,75 Millionen $ inkl. Performance Boni) am 5. July 2010.
Sein NHL Debut lieferte Hall dann gegen niemand anderen als die Calgary Flames. Sein erstes Battle of Alberta wurde zu seinem ersten NHL Spiel, ein Spiel gegen die Franchise aus seiner Heimatstadt.
In seiner Rookie-Saison absolvierte er noch 64 weitere Spiele, kam insgesamt auf 42 Punkte in 65 Spielen (22/20/42; 0,65 PPG).
Die Oilers verpassten allerdings erneut die Playoffs – wie in jeder Saison, in der Hall für Edmonton die Schlittschuhe schnürte.
Ob er bei Erreichen der Playoffs allerdings hätte spielen können ist fraglich – am 11. März endete seine Rookie-Saison, als er sich bei einem Kampf die Hand brach.
2011/12 konnte Hall seine Performance leicht verbessern, 53 Punkte in (nur) 61 Spielen standen am Ende der Regular-Season zu Buche.
Zur folgenden Saison, in seinem dritten NHL Jahr, unterzeichnete Taylor Hall dann seine Extension bei den Oilers: 7x 6 Millionen Dollar sollten ihn bis zur Spielzeit 2019/20 binden.
Quasi im Gegenzug konnte Hall sich dann erstmals in der NHL auf einen Punkteschnitt von über eins heben: 50 (16/34) Punkte in 45 Spielen machen über die Saison  1,11 PPG – Allerdings kam dann der Lockout dazwischen.
Die starke Performance konnte Hall allerdings für die restliche Saison in der AHL beibehalten:
34 Punkte in 26 Spielen für die Oklahoma City Barons.
 
2013 konnte Hall sich dann auf sein Carreer-High bei den Oilers von 80 Punkten in 75 Spielen steigern, bevor es dann im folgenden Jahr Performancemäßig erstmals deutlich abwärts ging:
Hall absolvierte in der Saison 2014/15 nur 53 Spiele und kam dabei auf 38 Punkte.
In seiner dann folgenden 6. Saison in der NHL absolvierte Taylor Hall dann erstmals alle 82 Regular-Season-Games für die Oilers: 26 Tore und 39 Assists machen in der Summe solide 65 Punkte. Kein schlechter Wert – aber eben auch nicht Top of the Pops.
 

Der „One-for-One-Trade“

Und dann kam der große Knall:
In der Offseason wurde bekannt, dass die Oilers Taylor Hall mit noch 4 Jahren seines Vertrags zu den New Jersey Devils getradet hatten. Im Gegenzug kam Adam Larsson nach Edmonton.
Dieser Trade sorgte und sorgt damals wie heute für mehr als heiße Diskussionen.
Taylor Hall selbst sah den Trade als Aktion gegen ihn persönlich:
 
“I do take this as an indictment on me as a hockey player. I don’t think there’s any other way to treat it.” – Taylor Hall
 
Bob McKenzie vom kanadischen Sportsender TSN twitterte am 29. Juni 2016:
 
“Trade is on for one: Adam Larsson for Taylor Hall” – Bob McKenzie, via Twitter
 
Dieser Satz bezeichnet diesen Trade bis heute – und sorgte wohl bis zuletzt dafür, dass Adam Larsson in Edmonton nie die Anerkennung bekam, die ihm zugestanden hätte.

MVP bei den Devils

Sein Start bei den Devils war allerdings etwas verhalten:
In der ersten Spielzeit nach dem Trade erreichte Hall 53 (20/33/53) Punkte in 72 Spielen für die Devise – und verpasste neuerlich die Playoffs.
Als ob Hall seine Unzufriedenheit mit dem Trade dann aber doch noch hätte unterstreichen wollen, spielte er in der zweiten Spielzeit bei den Devils die Saison seine Karriere:
76 Spiele in der Regular Season – 39 Tore, 54 Assists – 93 Punkte markieren bis heute seine Karriere-Höchstleistung.
Darüber hinaus erreichten die Devils die Playoffs – wozu Taylor Hall maßgeblich beitrug – und auch  Hall konnte seine ersten 5 Playoff-Partien in der NHL absolvieren (2/4/6).
Eine Leistung, die am Ende zwar nicht mit dem Stanley Cup für die Devils wohl aber mit Heart-Trophy für Taylor Hall belohnt wurde.
 
Taylor Hall war nun MVP.
 

Verletzungspech und Tradevallue

Die beiden folgenden Spielzeiten brachten für Taylor Hall dann vor allem eines: Verletzungen.
So absolvierte er in 2018/19 noch 33 und in 2019/20 dann noch 35 Spiele für die Devils.
Da die Devils nach 2018/19 wohl auch 2020 die Playoffs verpassen würde, wurden die Gerüchte um einen Trade in dem Hall eine Rolle spielen könnte immer lauter.
Im Dezember 2019 gab es dann Klarheit –  die Devils tradeten Hall als Teil eines Pakets nach Arizona zu den Coyotes.
Hall schaffte es, seine konstante Leistung auch in Arizona  zu bringen (10/17/27 in 35 Regular-Season-Games) und konnte mit den Coyotes zum erst zweiten Mal in seiner NHL-Karriere an den Playoffs teilnehmen.
Allerdings gaben die Coyotes am 7. Oktober 2020 bekannt, dass sie Taylor Hall nicht verlängern würden – damit war Hall zum ersten Mal in seiner Karriere ein UFA.
Lange brauchte Hall sich allerdings keine Sorgen um seine berufliche Zukunft zu machen:
Schon vier Tage später, am 11. Oktober 2020 unterzeichnete er einen Einjahres-Deal über 8 Millionen Dollar bei den Buffalo Sabres.
Allerdings kam Hall nur auf enttäuschende 19 Punkte in (nur) 37 Spielen für Buffalo.
Dabei gelangen ihm in der Covid-verschobenen Saison nur noch 2 Treffer, der erhoffte Impact, die Sabres zusammen mit Jack Eichel aus der Versenkung zu hieven blieb aus.
Folgerichtig verlängerte Buffalo ihn im Anschluss auch nicht mehr, sondern versuchten ihn noch höchstbietend an den Mann zu bringen.
 

NHL-Station Nummer 5: Boston

Aus dieser Notlage heraus schlugen die Bruins zu und holten Hall zusammen mit Curtis Lazar zur Trade Deadline im Austausch für Anders Bjork und einen Pick nach Massachusetts.
Wie sehr Buffalo in Not war macht dabei folgendes deutlich: 50% des Gehalts erhält Taylor Hall weiter von den Sabres.
Und: Taylor Hall fand wieder zu alter Stärke.
Bei den Bruins spielte er 16 Partien in der Regular, schoss dabei 8 Tore und legte 6 weitere auf. Er spielte 11 Mal für Boston in den Playoffs.
Es macht den Anschein, als sei Taylor Hall nunmehr da angekommen, wo er sein Potential entfalten kann.
Um das beweisen zu können haben die Bruins erst kürzlich verlängert:
Am 23 Juli unterschrieb Hall für die nächsten vier Jahre zu jeweils 6 Millionen Dollar.
 

Der Topf voll Gold am Ende des Regenbogens?

Stellt sich die Frage: Kann Hall mit den Bruins den Zenit seiner Karriere erreichen? Oder hat er diesen schon bei den Devils überschritten?
Manch einer wähnte ihn diese Offseason sogar schon wieder zurück in Edmonton…
Ich persönlich glaube, dass Hall in Boston richtig einschlagen kann. Die Bruins zählen seit Jahren zum Kreis der Contender – meiner Meinung nach untermauert Taylor Hall das noch.
Seine Art und sein Spiel passen zu Boston und den Bruins.
Hall hat immer wieder sein Talent aufblitzen lassen, er hat immer wieder gezeigt, was in ihm schlummert. Er hat bewiesen, dass er zu den besten Stürmern der Liga zählt.
Und er hatte auch das ein- oder andere Mal Pech.
Zur falschen Zeit am falschen Ort, Verletzungen, Trades.
 
Ich jedenfalls würde mich nicht wundern, in den nächsten Jahren zu sehen, wie er den Cup in die Höhe stemmt, denn Taylor Hall ist einer der großen in dieser Liga.
 
Taylor Hall.
Ein Wingman.

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