Problem Verteidigung – mögliche Trade-Ziele der Oilers

Photo credit: Mark J. Rebilas-USA TODAY Sports
Nov 17, 2024, 08:14 EST
Unsere Edmonton Oilers kommen langsam in Fahrt, das ist zu erkennen. Dennoch gibt es immer wieder Probleme im Spiel unserer Jungs, die in allen drei Mannschaftsteilen zu finden sind. In der Offensive hapert es am Abschluss, wobei das Erspielen von Chancen nicht das Manko ist, sondern die letzte Genauigkeit, manchmal auch der unbedingte Wille. Im Tor haben wir zwei verhältnismäßig passable Goalies unter Vertrag, die einerseits keine absoluten Topleute der Liga sind, dafür aber auch entsprechend günstigere Verträge und dafür dann eben tatsächlich passable Statistiken haben, vor allem im 5v5. Bleibt da noch die Defensive: Dort haben wir insgesamt vier Spieler, die ohne wenn und aber gesetzt sind. Wenn man aber Ekholm, Bouchard, Nurse und Kulak betrachtet, fällt relativ schnell auf, dass die linke Seite durchaus ordentlich aussieht, sich aber auf der rechten Seite hinter Bouchard eine Lücke auftut. Derzeit teilen sich die beiden Positionen neben Nurse und Kulak, insgesamt drei Spieler.
Ty Emberson, Troy Stecher und Travis Dermott – eine Bestandsaufnahme
Troy Stecher kommt bisher auf 13 Spiele, keinen Punkt und eine Eiszeit im 5v5 von 185 Minuten, wohingegen Travis Dermott lediglich 7 Spiele Spiele mit 95 Minuten und ebenfalls keinem Punkt absolvierte. Ty Emberson hat derweil bereits 15 Spiele mit 197 Minuten im 5v5 auf dem Eis gestanden, in denen er eine Vorlage beisteuern konnte.
Emberson ist auch der jüngste der drei Verteidiger mit 24 Jahren (Stecher 30, Dermott 27), also entsprechend der unerfahrenste, vielleicht aber auch derjenige, mit dem größten Potential. In jedem Fall aber derjenige, der am meisten Luft nach oben hat, ohne die drei jetzt schon vergleichen zu wollen.
Von ihren Rollen und entsprechenden Aufgaben auf dem Eis unterscheiden sie sich auch wenig. Die beiden, die das jeweilige Spiel bestreiten, stehen jeweils neben Nurse oder Kulak und sind im Prinzip der deutlich zurückhaltendere Part des Pärchens. Während Stecher in seiner Anfangszeit durchaus Offensivpotential aufzeigte, war Dermott vielleicht eher schon ein two-way-Verteidiger (also mit Stärken auf beiden Seiten des Eises), aber Emberson kann man getrost in die Kategorie Defensivverteidiger stecken, nicht zuletzt auch aufgrund der physischen Voraussetzungen.
Da es unmöglich ist, sich alle Statistiken als Basis des Vergleichs anzusehen, beschränke ich mich auf die, aus meiner Sicht, wesentlichen: Expected Goals For (xGF) und Expected Goals Against (xGA) verglichen mit den tatsächlichen Toren bzw. Gegentoren (GF bzw. GA). Natürlich sind nicht immer genau diese Spieler auf dem Eis für das ein oder andere Gegentor gleichermaßen verantwortlich und vor allem auch unterschiedlich involviert, aber nach insgesamt 17 Saisonspielen kann man von einer aussagekräftigen Tendenz ausgehen. Alle Werte beziehen sich auf 5v5-Situationen.
Spieler | xGF | xGA | GF | GA | Differenz xG / G |
Emberson | 8,9 | 7,1 | 6 | 11 | – 2,9 / – 3,9 |
Stecher | 8,0 | 8,2 | 5 | 5 | – 3,0 / + 3,2 |
Dermott | 2,5 | 4,7 | 2 | 4 | – 0,5 / + 0,7 |
Ty Emberson, der meistens mit Brett Kulak zusammenspielt, hat hier den schwächsten Wert, da die Oilers mit ihm auf dem Eis gut vier Gegentore mehr bekommen haben, als es zu erwarten war. Stecher, meist mit Darnell Nurse zusammen auf dem Eis bei 5v5, hat da schon andere Vorzeichen. Zum Vergleich: Kulak’s Werte zusammengefasst sind – 5,5 / – 1,5 und Nurse’ – 4,8 / + 3,9.
Zusammengefasst bedeutet dies also, dass sämtliche Verteidigerkombinationen deutlich zu wenig aus ihren Offensivchancen machen, bzw. das Team mit ihnen auf dem Eis. In der Vermeidung von Gegentoren gemessen am erwartbaren Wert sieht es allerdings anders aus. Hier ist das Paar Nurse / Stecher deutlich besser, indem das Team über 3 Gegentore weniger als erwartet bekommen hat. Das Paar Kulak / Emberson hingegen ist da im Minusbereich, hat also mehr Gegentore geschluckt, als es zu erwarten war. Die unterschiedlichen Werte der beiden des jeweiligen Pärchens ergeben sich aus den unterschiedlichen Konstellationen während des Spiels. Diese Kombinationen spielen mit Abstand die meiste Zeit zusammen, aber natürlich nicht jede Minute. Dermott hat in seinen 7 Spielen bspw. 74 Minuten mit Nurse gespielt (da saß dann meist Stecher, seltener aber auch Emberson auf der Tribüne). Mit Kulak hat Travis Dermott lediglich 12 Minuten verbracht.
Als Schluss daraus würde ich ziehen, dass wir einen Nebenmann für Nurse benötigen – soweit kein Geheimnis, aber nochmal untermauert durch die Statistiken. Weiterhin zeigen a) die Stats und b) das Gesehene auf dem Eis, dass Dermott nach einer Verpflichtung eines weiteren Verteidigers die Nummer 8 sein muss im Team bzw. die restliche Hauptrunde in der AHL verbringen wird.
Die Frage, wer dann mit Kulak gemeinsam das dritte Paar bilden wird, kann man aus zwei Blickwinkeln betrachten: Einerseits verteidigt Emberson mit ihm besser, da die beiden weniger zulassen als Stecher mit Kulak, auf der anderen Seite haben die Oilers deutlich zu viele Gegentore bekommen, wenn Brett Kulak gemeinsam mit Ty Emberson auf dem Eis standen. Woran liegt das? Die Erfahrung könnte ein Punkt sein. Während Stecher über 500 NHL-Spiele absolviert hat, sind es für Emberson gerade mal deren 45. Klar, das Alter hat natürlich eine Aktie daran, da Emberson auch 6 Jahre jünger ist, aber gerade in der Verteidigung spielt die Erfahrung eine immense Rolle. Beispiele wie Mattias Ekholm oder auch Brent Burns gibt es der NHL genügend, wenn es darum geht, wie lange es dauern kann, bis gute Defender zu sehr guten werden. Auch ein Victor Hedman hat in seinen ersten 3, 4 Jahren noch nicht diese extreme Dominanz auf dem Eis gehabt.
Es sollte also spannend werden und mit Sicherheit wird – wer auch immer es sein wird – auch der siebte Verteidiger am Ende auf seine Spielzeit kommen und ein gesunder Konkurrenzkampf um die Plätze im Roster hat ja bekanntlich noch keinem Team geschadet.
Die Alternativen
Ich schaue mich also nach Defensivspielern um, die entweder einem two-way-Verteidiger entsprechen oder eher ein Defensivverteidiger-Profil aufweisen. Zu offensiv-denkend sollte ein potentieller Neuzugang nicht sein, da Darnell Nurse auch gern mal die Pferde durchgehen und die Vergangenheit gezeigt hat, dass er am besten war, wenn er einen Nebenmann hatte, auf den er sich defensiv verlassen konnte. Des Weiteren schaue ich nach Rechtsschützen, die bei Teams unter Vertrag sind, die höchstwahrscheinlich nicht allzu viel mit den Playoffs zu tun haben werden, auch wenn das nach gut einem Fünftel der Saison schwierig erscheint. Playoff-Teams geben nicht ab, sie holen dazu. Letztlich gibt es bereits Tendenzen bzw. spekuliere ich dahingehend auch auf mein Bauchgefühl. Vorzugsweise lassen sich auch Verteidiger finden, deren Verträge demnächst auslaufen, idealerweise bereits im Sommer 2025, da dies bedeutet, dass die abgebenden Teams weniger zu verlieren haben. Der Spieler wäre mit auslaufenden Vertrag womöglich eh weg und mit einem Trade kurz vorm Ende der Regular Season gibt es immerhin noch einen Gegenwert.
Nun aber zu meinen Kandidaten:
Rasmus Ristolainen (30, FIN, Philadelphia Flyers)
Der Name geistert immer wieder umher, wenn man einigen Gerüchten Glauben schenken möchte. In meiner Auswahl wäre er nicht. Ristolainen ist 30 Jahre alt, verdient bei den Flyers derzeit $ 5.1 Millionen und hat nach dieser Saison noch zwei weitere Jahre Vertrag. Seine Stats sprechen nicht für ihn. Während er weniger Gegentore als Nurse haben müsste, was die Berechnung betrifft, hat er deren neun mehr bekommen. Ja, das Team spielt defensiv nicht sonderlich gut, aber warum sollte er mit fehlendem Selbstvertrauen auf einmal neben Nurse besser sein und Nurse das dringende Sicherheitsgefühl vermitteln?
Kris Letang (37, CAN, Pittsburgh Penguins)
Ich weiß gar nicht, wieso dieser Name so heiß gekocht wird. Letang ist 37 Jahre alt und sein Vertrag über $ 6.1 Millionen läuft noch drei weitere Jahre. Ja, Kris Letang ist ein verdienter Spieler bei den Penguins, aber seine Zeit ist definitiv vorbei. Des Weiteren passt er mit seinem offensiven Profil nicht wirklich zu uns. Entgegengesetzt zu Ristolainen, der zumindest weniger hochkarätige Chancen zulässt, wenngleich die Gegentore trotzdem fallen, sind bei Letang hier beide Werte schwach. Er lässt viel zu. Er lässt viele große Chancen zu. Er bekommt viele Gegentreffer. Nope!
David Savard (34, CAN, Montreal Canadiens)
Hier kommen wir dem Ganzen schon näher. Savard ist 34 Jahre alt und in seinem letzten Vertragsjahr, der ihm $ 3.5 Millionen einbringt. Er steht für eine gewisse defensive Stabilität, hat bspw. den selben erwarteten Gegentor-Wert wie Nurse und kann in der Offensive einen vernünftigen ersten Pass spielen. Mit über 800 Hauptrunden- und fast 60 Playoff-Spielen verfügt Savard auch über die nötige Erfahrung und könnte mit seiner Spielweise gut zu Nurse passen. Als kleines Bonbon kommt noch hinzu, dass der Vertrag es sogar noch zulassen würde, weitere Moves bis zur oder an der Deadline zu tätigen.
Justin Holl (32, USA, Detroit Red Wings)
Eigentlich wäre Justin Holl vom Profil und seinen Statistiken her ein guter Neuzugang, jedoch sprechen zwei Punkte dagegen: a) seine geringe Anzahl an Spielen und Eiszeit in einem Team, das nun nicht sooo viele Alternativen hat und b) sein Vertrag über $ 3.4 Millionen, der noch ein weiteres Jahr läuft und die durchaus guten Statistiken bei der gegebenen Competition dann doch nicht matcht. Schade.
Henri Jokiharju (25, FIN, Buffalo Sabres)
Einer meiner Favoriten, wenn nicht sogar DER Favorit. Jokiharju ist 25 Jahre alt, wird nach dieser Saison ein UFA, ist also vertragslos und verdient derzeit $ 3.1 Millionen. Der Finne steht bei 8:4 Toren im 5v5 und hat damit in beiden Bereichen einen positiven Wert, gemessen an der Erwartung. Also nochmal: mit Jokiharju bekommen die Sabres weniger Gegentore, als zu erwarten wäre und schießen mehr. Er macht seine Arbeit unaufgeregt, selten flashy, aber mit Stärken in beiden Hälften des Eises und ist einer der besseren Skater. Mit diesem Profil wird Jokiharju sicherlich auf einigen Zetteln sein, aber sollten sich die Oilers entsprechend in der Tabelle positionieren, könnte man als Contender schon eher bereit sein, im Sinne von Picks oder Prospects tiefer in die Tasche zu greifen.
Damon Severson (30, CAN, Columbus Blue Jackets)
Hier haben wir einen Spieler, der vielleicht von seiner Vertragsstruktur Risiken birgt, aber definitiv eine Verstärkung wäre. Der 30-jährige hat nach dieser Saison noch 6 Jahre à $ 6.25 Millionen Vertrag und ist, wenn dieser ausläuft, 36 Jahre alt. Für diese Saison mit einem Retained Salary Trade (ein Trade, indem das abgebende Team auch Teile des Gehalts weiterhin übernimmt) wäre das vielleicht noch möglich, wobei Teams selten größere Teile übernehmen, wenn der Vertrag noch entsprechend lang läuft, aber spätestens in der Zukunft, wenn Bouchard’s Vertrag ausläuft und verlängert werden muss, wird es langsam eng an der Cap Space-Front. Seine Stats sprechen für ihn, aber wie oben beschrieben, passt uns sein Vertrag nicht sonderlich gut.
Colton Parayko (31, CAN, St. Louis Blues)
Ein Name, der immer wieder genannt wird, da er als Rechtsschütze defensiv denkt und aus Edmonton (St. Albert) kommt. Leider sieht die Vertragssituation ähnlich der von Severson aus und dazu kommt, dass seine Statistiken nicht sonderlich gut aussehen. Gemessen an seinem vollen Potential, wäre er eine Bereicherung, aber die verschiedenen Faktoren sagen mir: das wird in diesem Leben nichts mehr.
Michael Kesselring (24, USA/CAN, Utah Hockey Club)
Moment mal.. Michael Kesselring? Klingelt es? Genau! Ein Spieler, der 2018 von uns gedraftet wurde und bis auf drei Jahre in der AHL bei den Bakersfield Condors, keine große Beachtung fand und 2023 an der Trade-Deadline im Paket für Nick Bjugstad nach Arizona wechselte. Der heutige Utah Hockey Club setze Kesselring sofort in der NHL ein. Mittlerweile – nach zwei kurzen Phasen in der AHL – ist er absoluter Stammspieler in Utah und überzeugt durch seine Spielweise offensiv wie defensiv. Mehr Tore als erwartet und deutlich weniger Gegentore als erwartet, ein guter Vertrag (noch eine Saison á $ 1.4 Millionen) und eine Vergangenheit in der Franchise, machen Michael Kesselring zu einem Ziel, das man genauer im Auge behalten sollte.
Adam Larsson (32, SWE, Seattle Kraken)
Der 32-jährige Schwede passt natürlich perfekt ins gewünschte Profil, allerdings hat er einen neuen Vertrag ab der kommenden Saison unterschrieben und dürfte seine NTC (kann nicht ohne Zustimmung getradet werden) nicht beanspruchen. Dies erscheint eher unwahrscheinlich, da es genügend Berichte seinerzeit gab, dass er ganz gut damit leben konnte, als ihn die Seattle Kraken im Expansion Draft 2021 von den Oilers auswählten. Berichteweise hatte der Tod seines Vaters, von dem er auf dem Eis während des Oilers-Trainings erfuhr, dafür gesorgt, dass Larsson einen Wechsel anstrebte, da eine Rückkehr auf dieses Eis eine traumatische Erfahrung darstellte.
Timothy Liljegren (25, SWE/USA, San Jose Sharks)
Mittlerweile in San Jose unter Vertrag, ist der 25-jährige Schwede ein schwer einzuschätzender Spieler. Immer wieder mit guten Phasen in Toronto, hatte man gedacht, er wäre einer für die Zukunft, der in der Top4 ankommen würde, allerdings spricht die Gegenwart eine andere Sprache. Nach einer guten Saison, unterschrieb Liljegren in diesem Sommer einen neuen Vertrag über zwei Jahre à $ 3 Millionen, nur um 4 Monate später aufgrund von Cap Space-Problemen getradet zu werden. Klar ist aber auch, wenn er sportlich überzeugt hätte, hätte man sicherlich einen anderen Weg gefunden in Toronto. Es ist also ein gewisses Gambling, wenn man Liljegren verpflichten möchte. Die Möglichkeiten sind da, das Potential auch, aber eben auch das Risiko, dass er die Seite zeigt, welche die Leafs dazu veranlasst hat, ihn abzugeben.
Alles in allem gibt es also durchaus Möglichkeiten, allerdings zeigt es sich, dass die absoluten Unterschiedspieler eher schwer zu finden sind. Bei Lichte betrachtet auch logisch, da diese tendenziell natürlich bei Playoff-Teams spielen und daher nicht in Frage kommen, da diese sich selbst verstärken und nicht schwächen wollen. Aber es geht auch nicht darum, den nächsten Superstar zu finden. Die Verpflichtung von Mattias Ekholm war da eher ein Glücksfall und sollte nicht als Maßstab gelten. Die Oilers benötigen einen erfahrenen, stabilen Partner in der Defensive, der auf der rechten Seite neben Nurse zur Stabilität beitragen kann und das können durchaus einige der genannten Spieler.
Die Oilers haben durch die Langzeitverletzung von Evander Kane und dem “kurzen” Kader mit nur 21 von 23 möglichen Spielern eine passable Ausgangslage zur Trade Deadline, allerdings gehe ich davon aus, dass man eher mehrere Moves machen wird, als den einen dicken Fisch an Land zu ziehen. Hinzu kommt außerdem, dass eben jener verletzter Evander Kane voraussichtlich vor bzw. zur Trade Deadline wieder fit sein könnte, so dass er dann zwar gegen die Salary Cap zählt, jedoch aber auch getradet werden kann, da seine Klausel, nicht ohne Zustimmung getradet werden zu dürfen, exakt eine Woche vor der Deadline ausläuft. Am 1. März muss er den Oilers eine Liste von 15 Teams vorlegen, zu denen er dann ohne Zustimmung geschickt werden könnte. Es bleibt also aus vielerlei Hinsicht spannend, aber eines ist klar: der Kader, speziell die Verteidigung muss und wird sich verändern!
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