Der Januar der Oilers lief richtig gut. Der Winning Record von 11-3-1 und vor allem die dominante Spielweise erfreuten nicht nur uns, sondern auch den Rest der Eishockeywelt. Natürlich gab es hier und da ein paar schwächere Drittel, hin und wieder ein Wackler in der Defensive und vielleicht sogar mal im Kasten unserer Oily Boys, aber im Großen und Ganzen sorgte der erste Monat des neuen Jahres dafür, dass sich das Team nicht nur Respekt gegenüber den Konkurrenten, sondern auch den Platz an der Sonne der Pacific Division gesichert hat. Doch mit dem letzten Spiel im Januar fing dann auch der derzeitige eher besorgniserregende Lauf an. Rechnet man dieses Spiel vom 31. Januar (2:3 n.P. vs Detroit) noch mit, sieht der aktuelle Winning Record mit 2-4-1 alles andere als gut aus. Mit dieser Pace fühlt man sich zurückversetzt in die Decade of Darkness, in dieses Zeitfenster der Oilers, in denen nichts außer die Draft Lottery gelang. Doch die Frage ist ja offensichtlich: Haben wir ein riesengroßes Problem oder sprechen wir hier gerade über ein Formtief, das zwar ärgerlich, aber nicht untypisch ist. Kommen die Oilers da ohne Weiteres wieder heraus und wir werden in einiger Zeit nur ein wenig verwundert die Achseln zucken, wenn wir auf diese Ergebnisse zurückblicken? Fakt ist eines: das Team ist eines der besten der Liga, das zeigt nicht nur die Tabelle, sondern und vor allem die Dominanz, mit der die Jungs auftreten in der allermeisten Spielen. Aber wo ist diese hin? Die zwei Siege im Februar musste man sich extrem hart erarbeiten und überzeugte mit Nichten, als es je zwei knappe Siege in Overtime gegen St. Louis und Chicago gab. Zuletzt verlor man mit drei und vier Toren Rückstand gegen Philadelphia und Washington. Im Tor würde ich die Zweifel am weitesten wegschieben. Klingt banal, aber it is what it is. Wir haben Stuey Skinner und Calvin Pickard und das sind gute Goalies. Keine sehr guten und schon gar keine elitären Goalies, wie es Hellebuyck, Vasilevskiy oder i.d.R. Shesterkin sind. Vielleicht könnte Karel Vejmelka noch ein Name werden, der zur Trade Deadline interessant wird, aber da möchte ich meinen Kollegen Tim und Felix nicht vorgreifen. Mir geht es eher um den Ist-Zustand und da sind wir im Tor nicht vom Glück beseelt, allerdings auch weit entfernt von katastrophalen Leistungen. In der Defensive wird dann schon eher ein Blick lohnen. Zuletzt – dass muss man einfach so sagen – spielte das Pärchen Bouchard und Ekholm einfach fürchterlich. Ja, auch Ekholm. Bouchard fällt mehr auf, er versemmelt die entscheidenden Schüsse, er spielt die offensichtlichsten Fehlpässe, aber die Stabilität, die Ekholm immer ausgestrahlt hat, die Wikinger-Mentalität, dass an ihm niemand vorbei kommt und er alles auf dem Eis lässt für sein Team, das fehlt mir derzeit ebenfalls. Dazu kommt noch Klingberg, der in der Offensive durchaus eine Bereicherung ist, allerdings – und zwar in seiner ganzen Karriere – im eigenen Drittel immer wieder wackelt. Er hat somit weder Nurse, noch Kulak als Nebenmann geholfen. Aber lasst uns doch über den Elefanten im Raum sprechen: was ist los mit Evan Bouchard? Der Mann war auf dem besten Weg ein kompletter Verteidiger zu werden, aber derzeit sieht seine Performance in der Defensive katastrophal aus. Zweikämpfe, Laufwege, das Rausbringen der Scheibe aus der Gefahrenzone, Gedankenschnelligkeit. Alles Dinge, die gerade nicht für ihn stehen. In der Offensive scort er relativ beständig, allerdings zuletzt auch deutlich mehr im Powerplay als im 5v5, was sich in der Gesamtheit der Saison exakt andersherum darstellt. Will sagen: er kompensiert die Böcke hinten in keinem Verhältnis mit seiner sonst starken Offensive. Schüsse in den Mann oder neben das Tor häufen sich, sogar verspringende Pucks sieht man öfter beim eigentlich sehr starken Stickhandler Bouchard. Es muss einfach mit einer anderen Dringlichkeit in der Defensive gespielt werden, es muss stabiler gestanden werden. Es wird zu häufig draufgegangen, wo man sicherer spielen müsste, zu selten wird die blaue Linie gehalten. Das sind Coaching Themen und man muss sich wundern, woher die Schwächen auf einmal kommen. Gerade in den Monaten vor dieser Durststrecke hat man sich defensiv stark verbessert. Ist es also vielleicht eher eine Kopfsache, da man sich zu viel Druck macht? Man verlernt doch so ein System nicht einfach oder wirft es über den Haufen, weil man einen Verteidiger Nummer 4, 5 oder 6 (Klingberg) holt. Die gleiche Frage stellt sich mir, wenn ich auf die Offensive schaue. Was ist los mit den Jungs? Bis auf Draisaitl, der hier und da mal das backchecken vergisst, sonst aber der mit Abstand beste Oiler ist, spielen fast alle unter ihren Möglichkeiten. Leider muss man sagen, dass man das von Henrique ein wenig gewohnt ist, auch Kapanen hat sich wieder da eingereiht, wo ihn die Oilers herhaben, nämlich dem Pendeln durchs Line-Up bis hin zum Waiven in die AHL. Über Derek Ryan spricht schon keiner mehr, Perry finden einige immer wieder ganz okay, da er Energie bringt, Podkolzin ist auch eher ein wenig entzaubert. Jetzt kommen aber eben auch Nugent-Hopkins und Hyman dazu und vor allem: was bitte ist mit unserem Captain Connor McDavid los?! McDavid spielte bereits vor dem 4 Nations Faceoff nicht gut, für Kanada beim besagten Turnier immerhin offensiv besser und natürlich – er hatte seine Momente. Dann kommt er schwungvoll zurück, denkt man doch, oder? Nee. Gar nicht. Eine Vorlage im Powerplay, nichts gezeigt im 5v5 und eine desaströse -6 in den zwei Spielen nach dem Turnier. Nun ist unser Captain zweifelsfrei der beste Spieler seiner Generation und auch ihm muss man solche Phasen wohl zugestehen, aber puhhh.. Das sieht nicht gut aus und wir brauchen seine Hilfe, diesen stotternden Oilers-Motor wieder in Gang zu kriegen. Leon zieht und zerrt mit allen PS, die er aufs Eis bringen kann, aber Connor, buddy we need you! Keine Hilfe indes ist auch der Coach aus meiner Sicht. Fragwürdige Entscheidungen bezüglich der Aufstellung, ob es vor oder während des Spiels ist, lassen tatsächlich etwas Raum für Spekulationen. Ist Kris Knoblauch etwas panisch unterwegs? Es wirkt so. Man müsste doch denken, dieser Kern der Mannschaft, der sich so lange kennt, so lange zusammenspielt, müsse doch nur wieder “klicken”, oder? Etwas Stabilität, etwas Zeit, sich (wieder) zu finden, muss man den einzelnen Spielern aber auch den Reihen einfach geben. Das beste Beispiel ist da wahrscheinlich Jeff Skinner, der gemessen an seiner Eiszeit einen vernünftigen Job macht. Er ist nicht der erhoffte 40-Tore-Mann, aber er darf sich auch nicht darin versuchen. Meist findet er sich in der bottom6 wieder oder gar in der Press Box. Dafür rutschen dann Spieler wie Janmark, Kapanen etc. in die Aufstellung. Alles Spieler, die mit Sicherheit kaum besser sind als Jeff Skinner. Vielleicht bringen sie andere Attribute mit, allerdings wirkt der Umgang mit Skinner, der immerhin 3 Millionen US-Dollar verdient, schon hölzern. Wie man es drehen mag: der Coach strahlt nicht die Ruhe und Sicherheit aus, die die Mannschaft jetzt benötigt, um das Ruder rumzureißen. Das muss sie natürlich letztlich alleine schaffen, Charaktere gibt es genügend dazu, sie müssen jetzt nur endlich den Allerwertesten zusammenkneifen, alles raushauen und die einfachen Prinzipien des Eishockeysports beherzigen. Laufen, Zweikämpfe gewinnen und – Herrschaftszeiten! – DIE SCHEIBE AUFS TOR BRINGEN!