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Welche Rolle spielen die Bakersfield Condors eigentlich?

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Photo credit:BAKERSFIELD CONDORS
eastside_nation_de
3 months ago
Wie wir alle wissen, hat jedes NHL-Team ein Farmteam. Eine Mannschaft in der AHL, die der Franchise in der besten Liga der Welt quasi zugeordnet ist. Ziel und Zweck ist es, den jungen Spielern die Chance auf Minuten  bzw. eine Möglichkeit sich weiter zu entwickeln zu geben – denn nur die allerbesten Spieler eines jeden Jahrgangs schaffen es auf Anhieb in die NHL.
Das Team der Bakersfield Condors aus Kalifornien ist seit der Saison 2015/16 das Farmteam der Edmonton Oilers und somit zuständig für die Ausbildung unserer Top-Prospects. Bis auf Connor McDavid haben alle, auch Leon Draisaitl, zumindest einen Abstecher in die AHL gemacht, wenn nicht ganze Spielzeiten zu Beginn ihrer Karrieren verbracht.
Nun ist es natürlich ein nicht allzu breiter Grat auf dem es zu balancieren gilt, wenn man einerseits die Entwicklung der Spieler, andererseits den Erfolg der Mannschaft betrachtet. Den jüngsten und vielversprechendsten Spielern die wichtigsten Rollen im Team zu geben, ist natürlich perfekt für deren Entwicklung. Allerdings sprechen freilich auch einige Faktoren für erfahrenere, reifere Spieler. Die Bakersfield Condors setzen da allerdings seit Jahren klar auf die Karte der Jugend und nehmen somit auch schwierigere Phasen in der sportlichen Entwicklung in Kauf.
Während beispielsweise in Hershey, dem Farmteam der Washington Capitals, 8 Spieler mit insgesamt 30 Toren im Kader stehen die keinen NHL-Vertrag haben, sind es in Bakersfield lediglich 4 mit insgesamt 14 Treffern. Alle anderen Jungs haben einen NHL-Vertrag, sind also spielberechtigt und sind mehr oder weniger Spieler, die noch eine Perspektive bei den Oilers haben bzw. zumindest haben wollen.
So ist auch nicht verwunderlich, dass es keine reine “Oldie”-Reihe gibt, sondern immer mindestens ein erfahrenerer und ein etwas jüngerer Spieler zusammen in eine Reihe unterwegs sind. Beispielsweise spielen derzeit Caggiula und Pederson mit Bourgault und Griffith und Hamblin mit Lavoie zusammen. Hier sollen also die noch ambitionierten Jungs Bourgault und Lavoie von den Erfahrungen und Fähigkeiten von Caggiula, Pederson und Griffith profitieren. Wichtig ist vor allem, dass die jungen Spieler in allen Situationen auf dem Eis stehen. In Über- und Unterzahl, in Druck- sowie Entlastungssituationen. Letztlich ist der Wettkampf auf dem höchstmöglichen Niveau das beste Training.
Das es aber auch des “Trainings” zu viel werden kann und der vielbesagte “Sprung nach oben” verpasst werden kann, zeigen auch einige Fälle – wie zum Beispiel der von Tyler Benson:
Dieser hat immer wieder die Chance in der NHL erhalten aber selten die auf wichtige Minuten. Mittlerweile spielt er keine Rolle mehr, weder bei uns, noch in der NHL im Allgemeinen. Gefahr läuft man damit sicher auch bei Raphael Lavoie. Der hat zwar einige NHL-Spiele bekommen, diese aber auch mit maximal 10 Minuten Eiszeit in der vierten Reihe verbracht, wo er erwartungsgemäß wenig glänzen konnte. Natürlich: Die Eiszeiten muss man sich verdienen, man muss letztlich besser sein, um einen solchen Platz zu bekommen. Auf der anderen Seite aber muss man auch die Chance bekommen, dies zu beweisen. Vor allem muss man aber auch auf der richtigen Position eingesetzt werden. Ein Scharfschütze mit guten Händen und gutem Skating wird sich wahrscheinlich in der zweiten Reihe wohler fühlen als in der vierten. Natürlich ist es derzeit schwierig für diejenigen, die da anklopfen. Welche Argumente kannst du schon haben, wenn die Stammtruppe 16 mal in Folge gewonnen hat und die Mechanismen greifen? Allerdings hat die Vergangenheit auch gezeigt, dass in Zeiten des Erfolgs die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Nachjustieren wenn es offensichtlich wird, ist oftmals schwieriger und kostspieliger. Aber klar ist auch: das sogenannte Fenster für den Cup ist gerade jetzt offen und die Priorität der Ausbildung muss hinten angestellt werden. Alles für den Erfolg…
Aber apropos Erfolg: die Bakersfield Condors sind zuletzt ebenfalls nicht gerade wenig erfolgreich gewesen. Seit der Saison 2018/19 wurden die Playoffs immer erreicht, einmal sogar gewonnen. Wenn auch in einem Format, welches aufgrund des Corona-Virus nur die Teams der Pacific Division umfasste. Derzeit befinden sich die Kalifornier zwar nur auf dem 8. Platz der Division, aber man hat auch etliche Spiele weniger absolviert und steht nach Punkten pro Spiel auf Rang 5 (die ersten sieben qualifizieren sich für die Playoffs).
Scheinbar gelingt das Balancieren zwischen Erfolg und Ausbildung also weiterhin. Natürlich muss sich aber  auch zeigen, welche Spieler zukünftig welche Rollen im Team der Oilers übernehmen können. Denn alle guten Teams haben es geschafft, eigene Talente zu integrieren und somit kostspielige Verträge im Sommer oder Trades mit anderen Teams zu vermeiden. So sollen die Positionen im Kader besetzt werden, die gerade in den Playoffs immens wichtig sind, im Gehaltsgefüge allerdings weniger Beachtung finden, als beispielsweise die Stars der Top6.
Die Zukunft wird es also zeigen, ob wir einen Bourgault, Lavoie, Tullio, Broberg oder auch den jungen Goalie Rodrigue in der NHL sehen werden.

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