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Das halbvolle Glas… oder die Saison 2020/21 der Edmonton Oilers

eastside_nation_de
2 years ago
Nun sind nach unserem schmerzvollen Ausscheiden einige Wochen vergangen. Wunden lecken war angesagt. Der eine lässt Dampf ab, der andere schweigt. Nicht nur in unserer Community sind die Charaktere, die Herangehensweisen unterschiedlich – nein, jeder Mensch reagiert anders. Auf Krisen, auf Ekstase, pure Freude oder bodenlose Enttäuschung.
Enttäuscht waren wir alle. Als Favorit, oder zumindest nicht als Underdog gingen wir in eine Serie gegen die Winnipeg Jets, die wir während der Hauptrunde in 8 Spielen ganze 6 mal geschlagen haben. Am Ende steht die nackte Wahrheit im Tableau. Sweep. 0:4 ausgeschieden und wieder ein Jahr verschenkt. Verschenkt? Mit Nichten!
Ich möchte mich hier auch an alle wenden, die verdientermaßen maßlos enttäuscht waren und – verständlicherweise – im Eifer des Gefechts vielleicht auch ein derbes Wort zu viel, zu laut oder zu oft rauslassen mussten. Ich denke, jeder einzelne fühlt mit euch, nur äußert es sich, wie eingangs beschrieben, eben ganz unterschiedlich.
Ich selber habe 3, 4 Tage benötigt um diesen Schock zu verdauen. Erst leer, dann wütend, ganz oft auch verständnisvoll gegenüber den geliebten Spielern. Danach, so bin ich eben, ging der Blick nach vorn.
Wer auch positiv nach vorn schauen möchte – weiterlesen:
Ich möchte hier keine Stammtischparolen paraphrasieren. The future looks bright. Ja ja, wissen wir. Bringt ja nun aber nichts. Wir haben 4 Spiele in den Playoffs verloren, gewonnen haben wir keines. Woran es lag? Da gab es viele Gründe. Viele und vielschichtige. Goalie? Fehlende Erfahrung? Gar fehlender Hunger? Eine Mischung aus allem. Wer in den nächsten Monaten und Jahren meine Artikel verfolgen wird, wird schnell feststellen, dass einer meiner Lieblingssprüche der ist, den ich überall und jederzeit als Konfliktlöser, Retrospektiv, als Maxime benutzen kann.
17.02.2021; Edmonton, Alberta, CAN; Winnipeg Jets Verteidiger Josh Morrissey (44) blockt einen Schuss von Connor McDavid (97) der Edmonton Oilers. Mandatory Credit: Perry Nelson-USA TODAY Sports

Die Wahrheit liegt in der Mitte

Herrschaftszeiten, es ist ja nun eben auch so. Schmiddy hat uns während der Hauptrunde in die gute Ausgangslage gebracht! Ja, aber in den Playoffs war sein Gegenüber der wichtigere, wahrscheinlich der entscheidende Faktor. Vielleicht waren wir zu unerfahren? Ja, kann sein, aber irgendwann musst du halt auch anfangen, Erfahrungen zu sammeln. Wer möchte denn bitte nicht 23 Mann haben, die 100 Playoff-Partien auf dem Buckel haben, aber auch noch frische, junge 24 Jahre alt sind?
Geht nicht? Richtig, aber die Wahrheit liegt in der Mitte.
Wir haben einen super Kern an Stützen in unserem Team, die Jungs sind bei ihren Interviews zum Saisonende auch nicht müde geworden, genau dies zu betonen. Nicht, weil ihnen nichts besseres eingefallen ist, sondern weil es die Realität ist.
Natürlich wissen wir, wie das Geschäft Profisport im Allgemeinen und US-Sport im Speziellen funktioniert, aber ich bin extrem davon überzeugt, dass diese Truppe Charakter hat, dass diese Jungs auch genau in dieser Konstellation den Karren aus dem Dreck ziehen wollen. Zeigen wollen, was wirklich in ihnen steckt. Das können sie. Keine Frage.
Die Serie gegen Winnipeg ging zwar 0:4 verloren, allerdings wurden wir in allen Spielen nur knapp geschlagen, so dass man schon behaupten kann, wir haben den Jets alles abverlangt. Vielleicht zeigte sich das auch in der zweiten Playoff-Runde, in der Montreal hingegen 4:0 gewann und die Truppe aus Manitoba von ganz weit oben nach ganz weit unten zog.
Mit mehr Glück, mehr Schusseffizienz, hier und da mehr Wille, dort drei Millimeter, da eine billardähnliche Möhre, war hier mehr drin.
Und das stimmt mich positiv. Wir werden nicht nochmal so ein Pech haben, wir werden an unseren Abschlüssen arbeiten und haben gelernt, dass manchmal 100% nicht ausreichen.

Wir werden zurück kommen

McDavid, Draisaitl, Nurse, Larsson, Nuge und wie sie alle heißen sind unsere oily boys und wissen ganz genau, dass es nur ein begrenztes Zeitfenster gibt. Wir haben nicht ewig Zeit, aber genug. Wir haben fantastische junge Spieler in den Warteblöcken, wie Bouchard, Broberg, Benson, Holloway oder auch den hochtalentierten russischen Nachwuchsgoalie Konovalov.
Wir haben meines Erachtens keine Baustelle, die wir nicht intern, mit bereits gedrafteten oder in den jeweiligen Sommern zu holenden Spielern, beheben können.
Es gibt freilich Fragezeichen, nicht jeder entwickelt sich so, wie man es gerne hätte, nicht jeder ruft sein volles Potential ab und schon gar nicht kurzfristig.
Den Wert, den wir aber in unserer Franchise haben, den nimmt uns auch keiner, wenn es unser General Manager, Ken Holland, vernünftig anstellt. Wir haben mit Koskinen, Neal und wahrscheinlich auch Kassian drei Verträge, die uns wehtun. Vielleicht geht dahingehend was beim anstehenden Expansionsdraft der Seattle Kraken? Wir haben mehrere Millionen Dollar an Cap Space, an Spielraum in den folgenden zwei Jahren, so dass ich sehr sicher bin, dass wir keinen totalen Umbruch, aber punktuelle Verstärkungen sehen werden.
Natürlich müssen einige wichtige Verträge verlängert werden, aber wie geschrieben – Spielraum ist da.

Mach es, Kenny!

Ken Holland wird das richtige tun, davon bin ich felsenfest überzeugt. McDavid und Draisaitl wissen, dass dieses Team ihr Team ist und glaubt mir – sie werden härter denn je arbeiten, um ihren Teil und noch ein wenig mehr beizutragen. Sie wissen aber auch, dass sie dafür mehr brauchen, als bisher. Das werden sie adressieren, das werden sie fordern. Denn eines ist auch klar: sollte es bis zu Draisaitl’s Vertragsende im Sommer 2026 (McDavid wird ein Jahr später zum Free Agent) keine Erfolge – und da zählen nur die Stanley Cup Finals – geben, wird es sehr, sehr schwer diese zwei Ausnahmeathleten zu halten.

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