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Off the ice in Western Alberta

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Photo credit:Thorsten Hager
thorsten
1 year ago
Wenn wir vom 13. bis zum 21. März 2023 nach Alberta aufbrechen, wird für den Einen oder die Andere sicher der Gedanke aufkommen, wie die Zeit in Kanada – gerade auch zwischen den Spielen – optimal zu nutzen ist.
Da wir für die Reise ein Zeitfenster mit maximaler Spieleanzahl gewählt haben, wird schon aufgrund dessen der Terminplan eng gesteckt sein. Die Spiele sind wie üblich im Zwei-Tage-Rhythmus getaktet, allerdings findet das dritte Spiel in Seattle statt, so dass sich für einen längeren Trip, z.B. in die Rockies, das Fenster vom 17. bis zum 19./20. März anbietet.
Den meisten von Euch wird es ähnlich gehen wie mir – eine (Eishockey) Reise nach Kanada ist nichts Alltägliches, eher ein „once in a lifetime trip“. Ich persönlich versuchte schon bei unserer ersten Reise 2020 dabei so viele Eindrücke wie möglich aufzusaugen. Unser großes Glück war schon damals der hervorragende Kontakt zu unseren kanadischen Freunden von Oilersnation, welche uns den ein oder anderen wertvollen Tipp geben konnten, Kontakte hergestellt und damit vom ersten Moment an geholfen haben uns in Edmonton pudelwohl zu fühlen. Die zahlreichen Edmontonians, welche wir kennenlernen durften, taten natürlich ihr Übriges dazu! Alleine die Highlights Edmontons füllen einen Artikel – dazu aber ein andermal mehr…
In nordamerikanischen Maßstäben gemessen, liegen die Highlights der kanadischen Rocky Mountains praktisch direkt vor der Haustüre Edmontons. Die beiden wohl bekanntesten Nationalparks Kanadas laden hier zur Erkundung ein – der Jasper National Park liegt etwa 370 km und nur vier Autostunden westlich von Edmonton.
Mit guten 400 km Entfernung liegt der noch bekanntere und wohl etwas höher frequentierte Banff National Park ebenfalls greifbar nahe in südwestlicher Richtung.
Um ihn zu erreichen, verlassen wir Edmonton am Vormittag in südlicher Richtung und steuern als ersten Halt die Stadt Red Deer an, welche ziemlich genau auf halber Strecke nach Cowtown liegt. Der Grund für den Halt ist aber nicht die Schönheit des Ortes, sondern wahrscheinlich die leckersten Donuts, die ihr je gegessen habt und die kein Vergleich zu den üblichen Franchise Pappartikeln sind. Ihr findet diese Leckereien in der familiengeführten „Donut Mill“, die direkt am Queen Elizabeth II Highway in der Gasoline Alley liegt. Nach der Stärkung durchqueren wir etwa noch eine weitere gute Autostunde die Prärie in Richtung Calgary. Langsam zeichnen sich die erhabenen Rocky Mountains am südwestlichen Horizont ab – ein kleiner Vorgeschmack auf die Postkartenmotive, welche uns bald erwarten.
Wir lassen die Olympiastadt (welche aber durchaus auch einige Sehenswürdigkeiten zu bieten hat) in diesem Fall links liegen und biegen nach Westen auf den legendären Trans-Canada Highway Nr. 1 ein. Dieser führt uns nach einer weiteren Autostunde in die Kananaskis Region mit dem Bow River und der 13.000 Einwohner Stadt Canmore, welche dem Banff Nationalpark direkt vorgelagert ist.
Hier der nächste Tipp: Sucht Euch hier in Canmore eine Übernachtungsgelegenheit, es gibt viele Arten von Unterkünften, Motels, Chalets, aber auch Bed and Breakfast Pensionen, wohl auch preiswert, allerdings nicht billig! Jedoch i.d.R. deutlich günstiger im Gegensatz zu Banff, dass nur noch etwa 10 km entfernt liegt.
Canmore bietet viele ähnlich imposante Ausblicke und Aktivitäten wie Banff, jedoch mit den unschlagbaren Vorteilen, dass es deutlich weniger überlaufen und insgesamt günstiger ist. Allerdings bleibt auch hier die Zeit nicht stehen, die Vorteile Canmores haben sich herumgesprochen und mittlerweile auch Canmore zu einem prosperierenden Tourismusort gemacht, in dem sich Natur, Traditionalismus und innovative Startups vereinen.
Nachdem wir unser Motelzimmer bezogen haben, nehmen wir im Schatten des Wahrzeichens von Canmore, den fast 3000m hohen „Three Sisters“ die Erkundung des Ortes in Angriff. Nach der langen Fahrt tut uns ein Spaziergang gut und wir lassen das Auto an unserem zentral gelegenen Motel stehen. Die trockene Luft macht durstig und so landen wir im Tank 310, einer kleinen, aber feinen, innovativen und von Locals geführten Craftbeer Brauerei mit mehr als spektakulären Ausblicken auf die Three Sisters, den imposanten Mt. Rundle, oder den Ha Ling Peak. Verschiedene Biere und leckere Snacks lassen keine Wünsche offen, auch die Craft Sodas sind sehr zu empfehlen.
So langsam regt sich dann aber auch ein leichtes Hüngerchen, es geht ja schließlich auf Abend zu, daher ziehen wir weiter durch den alten Stadtkern, wo wir uns je nach Geschmack eines der vielen Restaurants suchen. Mitte März bleibt es schon deutlich länger hell, und so bricht erst langsam die Dämmerung herein als wir unser Restaurant verlassen. Das Wochenende steht vor der Tür und auf der Main Street pulsiert das Leben.
Auf unserem Weg durch die Stadt kommen wir an den unterschiedlichsten Bars und Pubs vorbei, wobei die eine oder andere natürlich auch näher inspiziert wird.
Als ehemaliger Soldat verbrachte ich vor Jahren bei mehreren Aufenthalten viel Zeit unter anderem in Kanada. Daher war für mich einer der interessantesten Besuche in Canmore der bei der Branch #3 der Royal Canadian Legion, dies ist eine Art Gemeindezentrum, in dem es meist eine Bar oder einen Pub, Pool Billard und Darts, Livemusik und vor allem Gesellschaft gibt. Diese Gemeindezentren bilden oft die Säulen des gesellschaftlichen Lebens, gerade in den kleineren Orten Kanadas, und begründen sich auf einer Veteranenvereinigung der Canadian Armed Forces und weiterer Einheiten. Die Legion, welche es seit ca. 1925 gibt, kümmert sich zum einen um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und andererseits um die Unterstützung heimkehrender Veteranen. Eng damit verbunden ist auch der Remembrance Day (Remembrance Poppy) der im Commonwealth immer am zweiten November-Sonntag begangen wird.
Schließlich aber ziehen wir auch hier weiter, wir wollen morgen ja schließlich den Nationalpark erkunden. Dies hält uns aber nicht davon ab, nachdem wir auf dem Heimweg den Hirschkühen auf dem Gehsteig ausgewichen sind noch im Liqueur Point vorbeizuschauen – Leute, ich hab in meinem Leben noch keine solche Auswahl an Bieren wie in diesem Shop gesehen (und ich komme aus Franken!). Also gut, noch ‘nen Absacker eingekauft, auf der Patio des Motels für gut befunden und dann aber schleunigst ab ins Bett.
Der nächste Morgen überrascht uns mit einem Wetterumschwung, über Nacht sind gute 20 cm Neuschnee gefallen, die Wolken hängen tief aber die Temperaturen sind im Gegensatz zu Edmonton deutlich angenehmer.
Also ausgecheckt, zum Abschied zwei Hörnchen für die Weiterfahrt abgestaubt und auf nach Banff! Kaum haben wir Canmore’s Ortsschild hinter uns gelassen, bricht die Sonne durch die Wolken und zeigt uns die Umgebung wie wir sie nur aus den Reportagen kennen. Bestes Bergwetter macht Lust auf mehr – wir beschließen uns zuerst Lake Louise anzusehen, und zwar erst den Lake und dann die Abfahrtspisten! Dadurch, dass der Wetterbericht schlecht und der Morgen tatsächlich noch wolkenverhangen war, haben wir Glück und es sind kaum Touristen unterwegs, was hier eine absolute Ausnahme ist!
Wir bewundern herrliche Panoramen auf und um Lake Louise, schleichen uns zum Kaffee als Gäste ins noble Fairmont Chateau ein, bevor wir den Bow River überqueren, um uns das Lake Louise Ski Resort näher anzusehen. Wer sich hier alpin austoben möchte kann das auf gut 140 Pistenkilometern ausführlich tun! Wer es aber etwas langsamer angehen möchte und trotzdem beeindruckende Ausblicke von oben erleben möchte, nutzt die „Banff Gondola“ auf den Sulphur Mountain. Von dort oben lässt sich ein unvergesslicher Rundumblick über die Berge und Täler der Rockies genießen. Für um die 50 CAD ist die Fahrt im europäischen Vergleich sogar annähernd günstig und wer möchte kann sich im Panorama Gipfelrestaurant das Mittagessen schmecken lassen.
Wir entscheiden uns allerdings im Anschluss an die Gipfelfahrt noch Banff zu erkunden und uns dort etwas zur Einkehr zu suchen. Hier zeigt sich dann schnell der Unterschied zwischen Banff und Canmore – die Frequenz ist hier deutlich höher und es gestaltet sich schwierig spontan einen schönen Platz zum Lunch zu bekommen. Schließlich aber werden wir fündig und landen bei einem urigen Mexikaner mit neuseeländischem Service. Das Essen ist hot aber top und nach ein wenig bummeln machen wir uns langsam auf den Rückweg und genießen dabei noch einmal die verschneiten, sonnenbeschienenen Bergpanoramen der Rocky Mountains.
Da die in der City of Champions verbliebenen Jungs seichten Druck ausüben, um das abendliche Spiel im Rogers Place live zu erleben, entschließen wir uns auf direktem Weg nach Edmonton zurückzukehren.
Hätten wir noch einen Tag und eine Übernachtung mehr – wie im kommenden März – würde mich der Weg weiter durch die Rockies über den Icefield Parkway nach Jasper und von dort zurück nach Edmonton führen.
Ich bin gespannt was uns nächstes Jahr erwartet!

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